Startups brauchen Geld und Unterstützung – Interview mit Alex Fries
Alex Fries unterstützt Schweizer Startups dabei, im amerikanischen Markt Fuss zu fassen. Der Bündner Investor erklärt im Interview, warum das Silicon Valley die Geburtsstätte von Facebook, Google & Co ist und was die Schweiz noch lernen kann.
Alex Fries stammt ursprünglich aus Davos. Der gebürtige Bündner lebt seit 2004 in der Nähe von San Francisco und unterstützt hauptsächlich Schweizer Startups dabei, möglichst frühzeitig im US-Markt Fuss zu fassen. Fries hat mehrere Startups mitgegründet und mittlerweile über 50 Investments in Jungunternehmen getätigt. Er tritt am Investor Summit Liechtenstein am 2. November 2017 in Schaan auf. Der Event vernetzt Startups und KMU auf Kapitalsuche mit Investoren und Entscheidungsträgern. Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.investorsummit.li.
Alex Fries
Herr Fries, Sie beschäftigen sich seit Ihrem Studium mit Innovationen und haben schon früh selbst ein Startup gegründet. Worum ging es dabei?
Ich habe im Jahr 2001 das Startup SVOX AG mitgegründet. Es war ein Spin-Off der ETH Zürich im Bereich der Sprachsynthese. Wir haben Navigationssysteme in Fahrzeugen sowie Handys mit unserer Softwarelösung ausgestattet. Das Geschäft entwickelte sich hervorragend, sodass wir das Startup 2011 für über 100 Millionen Dollar an die US-Firma Nuance Communications verkaufen konnten.
Sie sind in den USA sesshaft geworden. Welche Erfahrungen haben Sie in den USA gesammelt?
Ich habe viele positive und negative Erfahrungen gesammelt. Auf der positiven Seite habe ich gelernt, wie man ein Startup wirklich zum Erfolg bringt. Dazu zählt vor allem „The Power of Making Noise“. Es ist enorm wichtig, dass man sich gut verkauft und ein intensives Marketing betreibt, um genügend Aufmerksamkeit zu erhalten. Ausserdem habe ich die Kultur des Scheiterns kennengelernt. In den USA ist es keine Schande, wenn man mit einer Idee scheitert, solange man sich wieder aufrappelt. Auf der negativen Seite muss ich sicher die Kommunikationskultur erwähnen. In den USA dreht sich die Welt noch stärker als anderswo ums Geld. Man muss aufpassen, dass man nicht betrogen wird.
Trotzdem haben Sie 2006 einen Fonds aufgelegt, um in Startups zu investieren. Wie kam es dazu?
Zu dieser Zeit hatte ich neben SVOX zwei weitere Startups im Technologiebereich mitgegründet. Ich kam zum Schluss, dass es Zeit war, andere europäische Unternehmer beim Markteintritt in den USA zu unterstützen. Ich wollte aber nicht bloss Beratungsleistungen anbieten, sondern etwas was für Startups noch viel wichtiger ist: Kapital. Ich gründete die Beteiligungsgesellschaft Ecosystem Ventures und tätige insgesamt 43 Investments zwischen 2006 bis 2015. Ich hatte bei der Auswahl der Startups einen guten Riecher und sehr viel Glück. Die Performance des Fonds war unglaublich gut (lacht).
So gut, dass Sie zehn Jahre später gemeinsam mit der EPFL Lausanne einen 40-Millionen-Dollar-Fonds auflegten.
Wir investieren hauptsächlich in Schweizer und europäische Startups. Unsere ersten Schecks sind meistens klein aber wir halten uns dadurch die Möglichkeit für weitere Finanzierungsrunden offen. Im ersten Jahr haben wir 22 Investments gemacht. In diesem Jahr stehen wir aktuell bei 11.
Angesichts dieser zahlreichen Investments werden Sie bald einen weiteren Fonds auflegen müssen.
Das stimmt. Anfang 2018 wird der Polytech Ecosystem Ventures II aufgelegt. Der Fonds wird rund 100 Millionen Franken hauptsächlich in Schweizer und ausgewählte europäische Start-ups investieren. Hauptstossrichtung der geplanten 50 bis 60 Investments ist die Technologie rund ums autonome Fahren. Aber auch andere Trendthemen wie Fintech, Healthcare, künstliche Intelligenz, Retail Tech, Property Tech und das Internet der Dinge haben wir auf dem Radar. Die Grösse von 100 Millionen ist notwendig, um professionelle Anleger wie Investmentfirmen, Versicherungen, Pensionskassen und Vermögensverwalter zu erreichen. Aber auch Privatbanken, Family Offices und reiche Privatpersonen sind herzlich eingeladen, mitzuinvestieren, to make Europe great again (lacht).
Was wünschen Sie sich von einem Jungunternehmer, der Sie um Kapital bittet?
Ich bin immer wieder fasziniert von Unternehmern, die hungrig auf den Erfolg sind. Wir suchen Startups, die für ihre Idee brennen, dafür hart und professionell arbeiten und ein dynamisches Team um sich versammeln. Schliesslich ist es wichtig, dass die Gründer einen Überlebensinstinkt zeigen und auch dann nicht aufgeben, wenn die Unterstützung ausfällt oder Rückschläge drohen.
Die grossen Technologie-Giganten wie Facebook, Google & Co. stammen fast ausschliesslich aus dem Silicon Valley. Was machen die USA besser als andere Länder?
Die Amerikaner sind fest davon überzeugt, dass Innovation und Startups die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft sind. Um ehrlich zu sein, es gibt in Europa bessere Produkte, Ingenieure und Erfindungen als in den USA. Die Europäer vergessen aber oft, ihre Ideen zu kommerzialisieren. Die Amerikaner lieben die Idee von der Eroberung des Weltmarktes und haben noch genügend Hunger auf Erfolg. Es fehlt an Risikokapital, um diese Ideen zur Produktreife zu bringen und weltweit zu verbreiten. Vor allem die grossen Konzerne arbeiten eng mit Startups zusammen, kaufen deren Know-how ein und investieren selber in neue Ideen, sodass in den USA enorm viel Geld in diesen Bereich fliesst. Daraus hat sich ein grossartiges Ökosystem entwickelt.
Was können die Schweiz und Liechtenstein vom Silicon Valley lernen, um die Nase in Zukunft vorne zu haben?
Die Schweiz aber auch Liechtenstein haben alle Voraussetzungen, um ein Mini-Silicon-Valley zu werden. Es ist wie bei einem Puzzle: Die Stücke liegen offen herum, aber sie müssen sorgsam zusammengesetzt werden. Wir haben top Ausbildungsmöglichkeiten in der Berufsbildung und an den Universitäten. Das fehlende Puzzleteil ist das Risikokapital für Startups. Es braucht in der Schweiz und in Liechtenstein mehr Fonds und Mentoren, die selbst ein Startup mitgegründet haben, um anderen Startups zu helfen. Dabei ist es wichtig, dass die Startups über den Tellerrand hinaus blicken. Unternehmer sollten keine Angst davor haben, schon früh zu expandieren. Wer sich nicht auf fremde Märkte traut, wird sicher nicht „the next big thing“ nach Facebook, Google oder Uber werden.
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