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Interview mit Stefan Leuthold vom Health Tech Cluster Switzerland

Der Health Tech Cluster Switzerland wurde 2014 auf Initiative der Wirtschaftsförderung des Kantons Schwyz gegründet. Der Cluster zählt bereits heute 180 Unternehmen und die Tendenz ist nach wie vor stark steigend. Dabei sind die beiden Clustermanager Patrick Dümmler und Stefan Leuthold das Scharnier für die drei Eckpfeiler Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die sich aktiv für die Clustermitglieder einsetzen

Health Tech Cluster Switzerland

Fotograf: André Herger

Herr Leuthold, Sie sind – zusammen mit Patrick Dümmler – federführender Clustermanager bei Health Tech Cluster Switzerland (HTCS). Was macht denn ein Clustermanager genau?

Als Clustermanager pflege ich die Kontakte zu unseren Mitgliedern, erfasse dabei das wirtschaftliche Umfeld und erfahre von Ideen und Projekten, die auf ihre Umsetzung warten. Nach Möglichkeit führen wir dann zwei (oder mehrere) Organisationen zusammen, wenn diese sich in idealer Weise ergänzen, um so aus Ideen Innovationen entstehen zu lassen, die am Markt Bestand haben können. Des Weiteren legen wir regelmässig Veranstaltungen zu aktuellen Themen auf. Wir unterstützen dabei aktiv die Vernetzung der Teilnehmer. Wir sind aber auch im Bereich der Wissenschaft tätig und unterstützen Projekte von Hochschulen, bspw. Bachelor- oder Masterarbeiten, KTI-Projekte u.a.
Engagiert sind wir auch im ICT-Bereich. Als Partner der Initiative digital.swiss ist HTCS für die Erhebung der Daten des Themengebiets Gesundheit verantwortlich. Dieses Feld deckt mein Kollege Patrick Dümmler ab.

Health Tech Cluster Switzerland wurde im Mai 2014 gegründet und zählt jetzt schon 180 Mitglieder. Worin besteht der Vorteil für ein Healthtech-Unternehmen bei Ihrem Netzwerk?

Ganz klar in der individuellen, direkten und persönlichen Betreuung und Vernetzung sowie in der qualifizierten, branchenrelevanten Informations- und Wissensvermittlung.

Sie sind diplomierter Maschinenbau- und Kunstoffingenieur und verfügen über einen internationalen Executive Master in Business Administration: Wie sind Sie zur Healthtech-Branche gekommen?

Begonnen hat die Faszination für die Medizinprodukte bereits vor meinem Studium, als ich für das damalige Unternehmen Sulzer Medica Hüftgelenkschäfte und -kugeln mechanisch bearbeitete. Die Insights habe ich erlangt, als ich für die damalige Abbot Vascular Devices in der Katheter- und Stent-Entwicklung tätig war. Die Herausforderungen einer hochentwickelten, wachstumsgewohnten und gleichzeitig mit hohen regulatorischen Hürden konfrontierten Branche machen heute den Reiz aus.

Sie sind selber Erfinder und haben in den USA ein Patent angemeldet. Was raten Sie anderen Erfindern, die gerade an einer Idee dran sind?

Das benannte Patent stammt aus meiner Zeit bei Abbott Vascular Devices und ist im Kontext des Grosskonzerns und einer Patentfamilie zu sehen. Die Angelsachsen haben sicherlich eine höhere Affinität zu Patenten, um sich dadurch Wettbewerbsvorteile zu sichern und teilweise auch, um den Wettbewerb auf Distanz zu halten. Diese Kultur färbte ab, sie hat mich motiviert und inspiriert. Letztlich ist aber aus etwa zehn Ideen ein Patent geworden. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Raten würde ich, trotz aller technischen Überlegungen den Markt nicht zu vergessen und sich immer wieder zu überlegen: Ist meine Idee ein echter Mehrwert für einen potenziellen Kunden?

…und was raten Sie im Umgang mit Immaterialgüterrechten? Besser ein Patent anmelden oder auf Geheimhaltung setzen?

Diese Frage muss ganz individuell beantwortet werden. Wie schon erwähnt ist nicht jede Idee ein Patent (wert). Handkehrum erhöht gerade ein Patent bei Start-Ups den Wert des Unternehmens oder macht diesen sogar aus. Insofern würde ich dazu tendieren, den Kern einer Technologie patentieren zu lassen. Eine Patentanmeldung ist ein Prozess, bei dem man u.a. das Profil seiner Erfindung schärft und mit einer guten Begleitung durch einen Patentanwalt den Grundstein für ein erfolgreiches Produkt legen kann.

Medtech-Start-Ups sind in aller Munde. Gerade bei der ETH und der EPFL schiessen entsprechende Spin-Offs wie Pilze aus dem Boden. Können Sie von diesem Trend auch profitieren?

Ja, und wir wollen dabei auch unterstützen. Es ist eminent wichtig, dass Innovationen (neue Ideen, die am Markt erfolgreich sind) entstehen und dadurch den Wirtschaftsstandort Schweiz in die Zukunft führen. Es sind zunehmend die jungen Unternehmen, welche sich viel Freiraum zum Denken und Handeln nehmen, die den Takt angeben. Dies sicherlich auch befördert durch eine Kultur der Akquisition der Konzerne eben solcher erfolgreichen Start-Ups. HTCS fördert die Vernetzung und bietet den Start-Ups eine Plattform, um sich der Branche zu präsentieren.

Die Hot-Spots sind in Zürich und Lausanne, weshalb hat sich HTCS im Kanton Schwyz niedergelassen?

Health Tech Cluster Switzerland wurde 2014 auf Initiative des Amts für Wirtschaft des Kantons Schwyz gegründet, mit dem Ziel, den vielen in der Zentralschweiz bereits ansässigen Zulieferern den Zugang zum Markt zu erleichtern und eine Plattform für den Austausch zu bieten. Der Hot-Spot der Start-Ups ist, ganz klar, nahe an der universitären Forschung, aber nicht nur. Vergessen sollte man nicht, dass die Mehrheit der Start-Ups nicht durch Studienabgänger, sondern durch Alumni mit entsprechender Berufserfahrung gegründet werden. Gleichwohl ist das Umfeld einer Hochschule nicht zuletzt von der Infrastruktur her ein idealer Ausgangspunkt.

Worin sehen Sie die Stärken und Schwächen der Schweiz als Standort für Start-Ups aus dem Healthtech-Bereich?

In der Handelszeitung wurde kürzlich (am 17.11.2016) ein Beitrag zu diesem Thema publiziert. Darin ist zu lesen, dass das Gedi-Forschungsinstitut in Washington die Schweiz ganz weit vorne sieht, wenn es um die Standortattraktivität geht. Auch das WEF sieht die Schweiz im Global-Competitiveness-Index zum achten Mal in Folge auf dem ersten Platz. In der Tat glaube ich, dass wir in der Schweiz gute Voraussetzungen haben für Innovationen. Dabei ist für mich der wichtigste Faktor ein Gesellschaftsmodell, das föderalistisch aufgebaut ist und somit Strukturen bietet, die das freie Denken des Einzelnen begünstigen. Als zweiten entscheidenden Faktor sehe ich die vorzüglichen Bildungseinrichtungen auf allen Stufen.

Was raten Sie einem Start-up aus der Healthtech-Branche?

Man darf ob all der technischen Themen den Markt und insbesondere die Markteintrittsthemen nicht vernachlässigen. Als Ingenieur darf ich es sagen: „Happy Engineering“ führt leider nicht zum Erfolg. Erst der Kunde und die Nachfrage machen aus einer guten Idee eine Innovation und bringen den wirtschaftlichen Erfolg.

Welches ist Ihr Lieblingszitat?

Als Student hatte ich einen Professor (Prof. J. Kunz), der das folgende Zitat gerne wiederholte: „Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.“ (Erich Kästner). Aus meiner Sicht bringt dieser Satz die Sache genau auf den Punkt – insbesondere, wenn es um Start-Ups geht.

Herr Leuthold, wir danken Ihnen herzlich für dieses interessante Gespräch!

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