Die Zukunft des Arbeitens: Interview mit Raphael Jaeger von deskbird
Das Schweizer Startup deskbird hat eine App entwickelt, mit der jedermann schnell und unkompliziert einen Arbeitsplatz in einem Coworking-Space buchen kann. STARTUPS.CH hat mit Raphael Jaeger, Rechtsanwalt und Verwaltungsratspräsident von deskbird, über die Herausforderungen der Startup-Gründung und die Zukunft von hybriden Arbeitsmodellen gesprochen.
Das St.Galler Startup deskbird AG wurde im August 2020 gegründet und hat kurz darauf die mobile deskbird App lanciert, die es Nutzern ermöglicht, Arbeitsplätze in über 300 Coworking-Spaces Europa zu buchen. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen sein Angebot um eine Softwarelösung ergänzt, welche Unternehmen erlaubt das volle Potenzial hybrider Offices auszuschöpfen. Die Mitarbeitenden von Firmenkunden haben die Option, mit nur wenigen Klicks ihre Home-Office-Tage zu planen, einen Arbeitsplatz im Büro zu reservieren und sich mit Kollegen zu vernetzen.
Startup mit hohen Ambitionen
Die Vision des jungen Unternehmens ist es, die neue Arbeitswelt mitzugestalten und bis 2025 die führende Plattform für flexible Workspaces in Europa zu werden. STARTUPS.CH hat mit Raphael Jaeger, Rechtsanwalt und Verwaltungsratspräsident von deskbird, über die Startup-Welt und die Zukunft flexibler Workspaces gesprochen.
«Vision 2025: The leading plattform for flexible workspaces.»
Interview
STARTUP.CH: Wie funktioniert das Geschäftsmodell von deskbird?
Raphael Jaeger: Wir von deskbird bieten Privatkunden flexible Workplace-Lösungen und helfen bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen. Für diesen Zweck haben wir eine App lanciert, die gratis im App- und Playstore heruntergeladen werden kann. Nutzer können über die App bequem Coworking-Spaces in ihrer Nähe vergleichen und ihren perfekten Arbeitsplatz buchen. Für jede Buchung erhält deskbird eine Provision. Seit Neustem bieten wir Firmenkunden zudem die Möglichkeit hybride Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden aufzusetzen. Angestellte können sehen, wann Kollegen ins Office gehen und entsprechend ihre Woche planen. Je nach Bedarf ist es möglich, Arbeitsplätze sowie Meetingräume und Begegnungszonen im Office oder einem Coworking-Space über die App zu buchen. Für diese Leistung verrechnet deskbird den Firmenkunden jeweils einen kleinen Betrag pro Mitarbeiter.
Woher stammt die Idee für deskbird?
Den beiden Gründern, Ivan Cossu (CEO) und Jonas Hess (CPO), ist die Idee für deskbird gekommen, als sie selbst für ein Projekt auf der Suche nach einem Arbeitsplatz waren. Während sie das Internet nach einem geeigneten Ort durchforsteten, ist ihnen aufgefallen, wie aufwendig es ist, Workspaces zu suchen und Angebote zu vergleichen. Sie haben sich gedacht, dass das auch einfacher gehen muss und daraufhin die deskbird App entwickelt. Die Idee für die Buchungsmöglichkeit von Arbeitsplätzen in Firmenbüros ist aus beinahe hundert Gesprächen mit Unternehmen heraus entstanden. Es hat sich gezeigt, dass besonders grössere Unternehmen ein Bedürfnis nach einer smarten Workplace-Management-Lösung haben.
«Office centricity is over», Tobi Lutke, CEO von Shopify.»
Wie sieht die Zukunft von Coworking-Spaces aus?
Tobi Lutke, CEO von Shopify, hat es sehr gut zusammengefasst: «Office centricity is over». Besonders bei grossen Firmen findet ein Wandel statt. Wir von deskbird rechnen damit, dass die Zahl herkömmlicher Offices in den nächsten Jahren um mindestens 30 Prozent zurückgehen wird. Wer für sich allein an einem Projekt arbeiten will, kann das zu Hause oder im Coworking-Space tun. Wir erwarten deshalb, dass Arbeitnehmende künftig nicht mehr jeden Morgen ihre Schreibtischbox aufsuchen, sondern Büroräumlichkeiten künftig vermehrt als Begegnungszonen genutzt werden. Dadurch entsteht eine völlig neue Arbeitsdynamik. Hybride Modelle sind besonders bei rasch wachsenden Unternehmen bereits heute schon die Realität. Andere Firmen werden in naher Zukunft auf ein flexibles Workplace-Management umschwenken.
Wie haben Sie die Coronakrise erlebt?
Das Startup deskbird wurde im August 2020 und damit mitten in der Corona-Krise gegründet. Ich selbst war von Anfang an als Lead Investor und unterstützende Stimme mit dabei. Die Gründung in Zeiten von Corona war durchaus speziell. Statt im Sitzungszimmer haben wird die Gründung im St.Leonhard Pärklein in St.Gallen durchgeführt. Eine grosse Herausforderung, die wir erfolgreich gemeistert haben, war die Suche nach Investoren ohne die Möglichkeit physischer Treffen. Generell hat die Coronakrise aber hybride Arbeitsmodelle und damit auch das Geschäftsmodell von deskbird beflügelt. Wir rechnen damit, dass flexible Workspaces gerade im Nachgang der Krise sehr gefragt sein werden.
Wie sieht die Zukunft von deskbird aus?
In naher Zukunft wollen wir sicherlich unser Angebot weiter entwickeln und ausbauen. Wir sind zurzeit bereits mit verschiedensten potenziellen Kunden im Gespräch. Im Sommer ist ausserdem eine Sales-Offensive geplant. Weil aufgrund der Corona-Massnahmen viele Workspaces geschlossen waren, haben wir uns mit Werbung bisher bewusst zurückgehalten. Das soll sich jetzt ändern. Nicht nur das Wachtsums- und Entwicklungspotenzial des Marktes, sondern auch unsere Ambitionen sind gross. Es ist unser erklärtes Ziel zur führenden Workplace-Plattform in Europa zu werden. Um die enormen Kundenbedürfnisse befriedigen zu können und weiter zu wachsen, ist für den Herbst dieses Jahres auch eine Kapitalerhöhung geplant. Zu diesem Zweck sind wir zurzeit auf der Suche nach Investoren.
Welchen Tipp haben Sie für Firmengründer?
Sorgfalt bei der Partnerwahl! Es lohnt sich, seine Geschäftspartner mit Bedacht auszusuchen. Ich empfehle Gründern, jemanden als Partner zu wählen, der das eigene Skillset ergänzt und Defizite füllt. Für den Erfolg ist es wichtig, dass sich bereits im Gründerteam sowohl Personen, die sich mit dem Business auskennen, als auch solche, die Investoren und Kunden vermitteln können, befinden. Es zahlt sich für Startups auf jeden Fall aus, jemanden Erfahrenes mit guten Kontakten mit an Bord zu holen, der auch mit den Herausforderungen von rasch wachsenden Märkten vertraut ist.
Haben Sie eine innovative Geschäftsidee, die Sie gerne umsetzen möchten? Die Experten von STARTUPS.CH stehen Ihnen gerne zur Verfügung und begleiten Sie in berufliche Selbständigkeit.
Als Mompreneur starten: www.mom-preneur.ch
Als Dadpreneur starten: www.dad-preneur.ch
Als Seniorpreneur starten: www.senior-preneur.ch
Als Youngpreneur starten: www.young-preneur.ch
» Blog» Online gründen